Säkularisation der Klosterbrauereien

Dennoch erholte sich die Reichsstadt Augsburg ab 1648 langsam von den verheerenden Folgen des Krieges. Ein wahrer Segen für die Bierbrauer war die radikale Säkularisation der Klöster und des Kirchenbesitzes zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Klosterbrauereien wurden aufgelöst, verstaatlicht oder fielen in den Besitz privater Ökonomen. Die Säkularisation befreite das aufstrebende Bürgertum von einem enormen Konkurrenzdruck seitens der gut funktionierenden kirchlichen "Wirtschaftsbetriebe.

1818 bestanden in Augsburg sage und schreibe 98 Braubetriebe und damit wieder fast so viele wie 1670. Die industrielle Revolution, die Aufhebung der Zunftbeschränkungen und die technischen Neuerungen des 19. Jahrhunderts bescherten auch dem Brauereigewerbe zunächst große Vorteile: sei es durch die Erfindung künstlicher Kühlmaschinen, die es nun erlaubten, untergäriges Bier auch ohne die umständliche Einlagerung großer Eisblökke zu produzieren, oder die Erkenntnisse eines Louis Pasteurs über die Funktion des Gärungsprozesses durch Mikroorganismen. Die industrielle Bierherstellung war nicht aufzuhalten.

Neubau im Jahre 1851

Auch die Augsburger "Augusta-Brauerei" verschloß sich nicht der Notwendigkeit zur Modernisierung. Unter ihrem Besitzer Johann Michael Büchsenstein erfolgte 1851 ein Neubau der Brauerei. Die Anwendung von Maschinen zur Erhöhung der Produktion war auch dringend nötig, denn die Konkurrenz schlief keineswegs. Die Brauerei am Lauterlech profitierte schon damals von der ungewöhnlich guten Qualität des Brauwassers, das aus einem eigenen Brunnen auf dem Gelände gewonnen wurde (der Name "Lauterlech" hingegen bezog sich auf die Reinheit des abgeleiteten Lechwassers). Die Umstellung vom Faßbier zur Flaschenabfüllung -von den Traditionalisten mißtrauisch beäugt und spöttisch belächelt -erfolgte zwar nur zögerlich, war aber auf lange Sicht nicht mehr aufzuhalten. Die Vorstellung, "sein" Bier nicht nur im Wirtshaus, sondern auch bei sich zu Hause trinken zu können, gewann zunehmend an Reiz. Teuere und aufwendige Flaschenabfüllanlagen mit einer anfänglichen Leistung von 1000 Flaschen pro Stunde waren dazu erforderlich und steigerten den Investitionsbedarf der Brauereien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts um ein Vielfaches. Die Folgen waren absehbar: zahlreiche Betriebe übernahmen sich, gingen bankrott und wurden eingestellt oder aufgekauft. Andere retteten sich durch Fusionen und Übernahmen, so auch die "Augusta-Brauerei". 1899 wurde sie von der "AG Kronenbräu" übernommen und als zweite Braustätte genutzt. Bis 1913 waren von den einst fast 100 Brauereien Augsburgs nur noch 33 übriggeblieben.